Farben und Nichtfarben
Alles Kreide, oder was! Wer heute Kreide als Farbe am Porsche ordert, ist alles andere als ein First Mover, sondern ein echter Adept des Mainstreams. Er macht, was alle machen. Einen solchen Allerwelts-Elfer, jedoch einen imposanten Typ 992 als Touring Coupé, macht GT Spirit nun im kaiserlichen Maßstab 1:12. Er kann: nichts!
Es gibt Farben. Das ist alles, was bunt ist. Es gibt auch Nichtfarben. Das sind Schwarz und Weiß. Natürlich gibt es auch Un-Farben. Aber die gibt es nicht wirklich, das ist rein subjektiv und hat mit der Farbenlehre nichts zu tun. Zu den Nichtfarben, also Schwarz und Weiß, gehört auch alles, was entsteht, wenn man die beiden miteinander mischt – somit sämtliche Grautöne von Hell bis Dunkel und im Automobilbereich natürlich auch alles Metalisierte, also Silber- und Anthrazitmetallic.
Die Nichtfarbe Grau ist momentan sehr in Mode, als Unilack, also nicht metallisiert. Das mag am Anfang interessant und ein Gegenpol zum zu Bunten gewesen sein, ist aber nun inflationär und somit nicht mehr interessant, sondern nur noch mainstreamig. Zumal das Unigrau, vom Edlen und Teuren kommend, mittlerweile Einzug in die Welt der Massenautomobile gehalten hat. Dennoch wird der Porsche-Verkäufer nach wie vor damit konfrontiert, auf dem Bestellformular beim Farbton Kreide M9A sein Kreuzchen zu machen. Gründe gibt es dafür viele, rationale und irrationale. Ein ganz profaner Grund ist, dass der Porsche geleast und deshalb ganz vorsichtig konfiguriert wird, damit er nach zwei oder drei Jahren möglichst kurz auf dem Firmenhof stehen bleibt und möglichst viel Geld erzielt. Er soll ja möglichst vielen Käufern gefallen und die wollen derzeit nun mal einen kreidefarbenen Porsche.
Wenn man sich bemüht, kann man einen guten Grund für Grau finden: seine Unauffälligkeit. Grau zieht das Auge nicht an, beeinflusst es also nicht. Somit lenkt diese Farbe nicht von der Form dessen ab, was sie bedeckt. Soll heißen: Wenn ein Automobil, in diesem Falle der Porsche 911 GT3 Touring Coupé (Typ 992) 2021, vor uns steht in der unauffälligsten Farbe, so sehen wir den Porsche und nicht seine Farbe. Die Essenz des Porsche, also seine reine Form, offenbart sich dem Betrachter. So mag sich ein Ästhet das vorherrschende Grau schönreden.
Nur die Größe macht’s
Der Porsche 911 GT3 Touring Typ 992 zeichnet sich nicht dadurch aus, ein solcher zu sein, sondern durch seinen Maßstab 1:12. Denn vom Porsche selber gibt es mittlerweile mehrere, quer durch die Maßstäbe, in 1:18 und 1:43 von Minichamps, sogar in 1:64 von TSM Mini-GT. Bis auf den kleinen TSM können sie alle mehr als der GT-Spirit-Riese, der nämlich nichts kann. Sogar die TSM-Kleinheit kann mehr, sie rollt nämlich ganz prima! Das GT-Spirit-Modell ist eben eine Resine-Skulptur, alles rein statisch und funktionslos, aber sehr schön anzuschauen. Darum geht’s und um nichts anderes. Darum werden große Resine-Modelle gekauft, und in dieser Disziplin sind sie sehr gut.
Die Elfer-Generation Acht, also der Typ 992, ist seit Ende 2018 unter uns, im Mai 2024 gab es ein Facelift, und seither wird vom Typ 992/I und Typ 992/II gesprochen. Porsche stellte nicht alle Varianten auf einen Schlag vor, sondern peu-à-peu, die Touring-Version des GT3 im Juni 2021. Auch mit dem Facelift geht es zeitversetzt vor sich, der GT3 war noch nicht an der Reihe, somit ist das GT-Spirit-Modell nach wie vor aktuell. Für die Touring-Version des GT3 wählt Porsche die Worte vom „dezenten Auftritt“, wobei das Wort „dezent“ in Sportwagenkreisen einen anderen Begriffsinhalt hat als üblicherweise. Letztlich unterscheidet sich der GT3 Touring vom GT3 dadurch, keinen Heckflügel zu haben, sondern einen ausfahrbaren Heckspoiler, außerdem silberne Seitenfensterumrahmungen. Mit dem Begriff des Touring-Pakets erinnert Porsche an den legendären 911 Carrera 2,7 von 1973, den mit dem Entenbürzel.
Der GT-Spirit-Touring ist ein ganz normales Serienmodell (Grundpreis 193.417 Euro) in Kreide M9A (3570 Euro Aufpreis) ohne Ausstattungshighlights, aber doch ein wenig individuell konfiguriert. Die Räder sind abweichend zur Serie in Schwarz Seidenglanz lackiert (plus 1190 Euro), er verfügt über ein Carbon-Dach (plus 3558 Euro), schwarz glänzend lackierte Bremssättel (plus 820 Euro). Keinen Aufpreis kostet das „Touring Paket Exterieur schwarz“, das ursächlich ist für die schwarzen Scheibenrahmen, die serienmäßig in Silber gehalten sind. Dergestalt kommt der GT Spirit Porsche also auf 202.445,20, wenn man ihn anno 2024 bestellt. Nur ein Tausendstel davon beträgt der Preis für die GT-Spirit-Miniatur, die nicht tausend, sondern nur 18 Mal kleiner ist als das Original. So gesehen, ein gutes Geschäft für den Modellautokäufer!
afs
Steckbrief:
GT Spirit GT460 Porsche 911 GT3 Touring Coupé (Typ 992) 2021 hellgrau. Fertigmpodell Resine, Maßstab 1:12. Preis circa 200 Euro.