Andere Maßstäbe

News 1:12 KK-Scale BMW 1602 1971

Die große Größe

Zunehmendes Alter und abnehmende Sehkraft der Sammler erfordern immer größere Maßstäbe ihrer Modellautos. KK-Scale widmet sich mehr und mehr den Riesen in 1:12. Jüngster Spross ist der BMW 1602. Groß ist er, der kleine BMW!

Die Welt der Modellautos ist fein säuberlich aufgeteilt in verschiedene, festgelegte Maßstäbe, um die Verkleinerung der Originalfahrzeuge passend zu machen für Kinder- und Sammlerhände, Aufbewahrungsorte wie Spielzeugkisten, Hosentaschen, Vitrinen aller Art und Größe und nicht zuletzt die altersbedingte Seeschärfe der älteren Sammlergenerationen. Ausgehend von der mit „0“ bezeichneten Maßstabsfestlegung für Modelleisenbahnen als Ausgangsgröße für Modellautos in 1:43 und deren bis heute populären Halbierung auf „Halb 0“, also H0, die in Ziffern die herrlich krumme Zahl 1:87 bedeutet, entwickelten sich im Laufe der Geschichte die daraus abgeleiteten, jeweils eineinhalb mal oder doppelt so großen Maßstäbe 1:32, 24, 18, 12 und 8. Zwischengrößen wie 1:64, 66, 40, 25, 16, 10 und 6 tauchen gelegentlich auf, ohne sich gegen die etablierten Größen durchzusetzen.

Aufgrund seines Ursprungs ist der historische und auch quantitative Spitzenreiter bei Modellautos eindeutig der Maßstab 1:43. Das liegt zum großen Teil daran, dass diese Modelle in ihren Anfängen in der Vorkriegszeit fertigungstechnisch von niedrigstkomplexen, einteiligen Zinkdruckguss-Karosserien bis zu höchstauthentischen Resinemodellen aktueller Machart reichen, die aus einer Vielzahl filigranster Teile gefertigt werden. Heutige Rentner kauften sie als Zehnjährige ab den 50er Jahren für zeitlich überschaubar angesparte Taschengelder, während der finanzielle Einsatz in unseren Tagen nach oben offen ist.

Das gilt natürlich alles auch in unterschiedlichem Maße für die anderen Maßstäbe, wobei sich die Kriterien mit wachsender Größe verschieben.

Für 1:12 Modelle heißt es Platz schaffen!

Hier betrachten wir einen Vertreter des größten, gerade noch als gängig zu bezeichnenden Maßstabes, 1:12. Auch dieser hat schon eine lange Tradition, wenngleich weniger im Bereich der Metallfertigmodelle als bei den traditionellen Plastikmodellbaukästen, wo Hersteller wie Tamiya, Ertl oder Revell, um nur ein paar der Player zu nennen, mit hervorragenden Modellen den Markt bereicherten.

Doch Modellbau ist nicht jedermanns Sache und ein Fertigmodell beschleunigt in der Regel durchaus die Kaufentscheidung. So lässt sich in den vergangenen, grob gerechnet zehn Jahren ein Trend zum Großmodell beobachten, bei dem sich die seinerzeitige Vorbildauswahl des aufstrebenden 1:18er-Marktes in etwa wiederholt. Wie könnte es auch anders sein?

1:12 also. Jeder Maßstab hat ja so seinen Betrachtungsabstand und damit verbunden einen eigenen Grad an Realismus und Präsenz. Nicht alle Modelle sind all open ausgeführt. Vielfach liegt der Hauptfokus auf der Außenwirkung der Form und den dazugehörigen Details. Diese großen Modelle werden nicht in großer Menge gekauft, um damit thematisch ganze Vitrinen zu füllen. Sie treten oft als Einzelstücke im Wohnambiente oder im Büro auf, sei es, weil der glückliche Besitzer ein Original in der Garage stehen hat oder es eine besondere Beziehung zu einem speziellen Modell gibt.

Gut bürgerliches Alltagsauto mit einem kecken Blick nach oben

In unserem Fall haben wir einen eher untypischen Vertreter zu Gast, eine, wenn auch kultige, so doch unscheinbare Sportlimousine aus dem Jahre 1974, den BMW 1602. Er war der zweite Vertreter der so genannten neuen Klasse bei BMW und basierte technisch wie stilistisch auf dem Modell 1500, der viertürigen Limousine der sportlich gehobenen Mittelklasse, an deren gelungener und für BMW wegweisender Gestaltung neben dem Hausdesigner Wilhelm Hofmeister auch der damals omnipräsente und äußerst kreative Italiener Giovanni Michelotti beteiligt war, der schon beim Modell 700 entscheidenden Einfluss gehabt hatte. Der 02er war ein kommerzieller Erfolg und auch im Tourenwagenrennsport überaus erfolgreich. Er war sozusagen der erste Dreier BMW.

Dieses filigrane, leichte und hübsche Automobil hat KK-Scale nun in den Großmaßstab übertragen und sich dazu offensichtlich der Daten des hauseigenen 1:18er Modells bedient. Während der Body der Karosserie durchaus gelungen und die Übertragung der Details wie Grill, Leuchten, Stoßfänger und Karosserieflächen sehr authentisch wirken, ist das Greenhouse nicht ganz so gut gelungen. Etwas zu flach, mit einer zu massiven C-Säule und mit ein wenig zu sehr geneigter Heckscheibe, wirkt der Aufbau gedrungener als das Original, das eher aufrecht und luftig daher kommt. Eine spätere Cabrio-Version, die es bei KK-Scale in 1:18 ja bereits gibt, wird mit Sicherheit stimmiger sein.

Das Interieur ist ohne Fehl und Tadel, was Ausführung, Farbgebung und Anordnung der Bedienelemente angeht. Dass der Gesamteindruck ein wenig nüchtern ist, dafür kann KK-Scale nichts. Im Gegenteil, hier wurde der Look der 60er Jahre sehr wahrheitsgetreu wiedergegeben, denn auch BMW selbst war damals von heutigen Ausstattungs- und Qualitätsorgien noch Jahrzehnte entfernt.

Der einzige Luxus an diesem Basis-02er mit dem filigran durchbrochenen Kühlergrill sind die Sportfelgen. Es gibt aber auch originale Stahlfelgen mit Chromradkappen, die mit anderen Karosseriefarben kombiniert werden oder als Zubehör, wie bei KK-Scale üblich, erworben werden können. Ein abschließender Blick unter das Fahrzeug zeigt separat ausgebildete Fahrwerkskomponenten vorn und hinten, auch deshalb lobenswert, weil sich die neue Klasse durch ein absolut fortschrittliches Fahrwerk mit hinterer Schräglenkerachse auszeichnete zu Zeiten, wo bei der deutschen Konkurrenz noch der Kutschbau regierte.

Insgesamt also ein Modell mit viel Licht, aber auch ein paar Schatten, die zeigen, wie schwierig es ist, die Stimmigkeit der Ausführung in der Entwicklung zu kontrollieren, vor allem unter Betrachtung der ambitioniert günstigen Preisgestaltung. Immerhin haben wir hier ein Modell mit zu öffnenden Türen vor uns, das preislich im Bereich der geschlossenen Konkurrenzmodelle liegt.

Zu guter Letzt noch ein Tipp für eine besondere Ausführung: Es gibt eine Variante, das Sondermodell „Diana“, das im Auftrag des Düsseldorfer Händlers und Rennfahrers Hubert Hahne gefertigt wurde und in zwölf Exemplaren mit Doppelscheinwerfern, Spezialfelgen in jeweils einmaliger Lackierung aufgelegt wurde und zwar anlässlich der Heirat Hahnes mit der Schauspielerin Diana Körner. Wer bisher nicht wusste, was mit der Düsseldorfer Schickeria gemeint ist, der weiß es jetzt.

KK-Scale hat bereits verschiedene Modelle im Maßstab 1:12 angekündigt, einige all open und die meisten nicht auf der 1:18er Verwandtschaft basierend. Wer sich für mehr als ein Modell erwärmen kann und das wird vermutlich der Fall sein, sollte sich inzwischen schon einmal Gedanken um Lagerung und Ausstellungsfläche in den heimischen Gefilden machen.

mh

Der große Maßstab sorgt schon von alleine für eine gute Portion Realismus, speziell bei Betrachtung der Details. Formale Ungenauigkeiten fordern aber auch Toleranz, besonders bei Betrachtern, die das Auto zu seinen „Straßenzeiten“ verinnerlicht haben. Beige war früher eine sichere Wahl und verströmt heute eine Aura von Alltäglichkeit. Der Oldtimerfan von heute träumt eher in Gelb, Rot oder Schockorange.
Modellfotos: bat
Die zweifarbigen Sitze wirken nicht sehr ausgeformt und sportlich und genau so waren sie auch. Für hinten sitzende Kinder gab es freie Sicht nach vorn zwischen den Vordersitzen und der sportliche Familienvater wurde beim Überholen angefeuert.
Frühe BMW 02er tragen nicht die grellbunten Farben der 70er, sondern die dezenten Nuancen der 60er. Und sie sind stolz auf ihren Grill aus poliertem Aluminium.
Foto: afs

Steckbrief:

KK-Scale KKDC120085 BMW 1602 1971 beige. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12, UVP 149,95€.