Andere Maßstäbe

News 1:12 KK-Scale Bugatti EB110 1991

Die Generation Sandwich

Er stammt aus der kürzesten in sich geschlossenen Epoche in der wechselvollen Geschichte des wohl großartigsten Automobilherstellers aller Zeiten: KK-Scale bringt den Bugatti EB 110 im kaiserlichen Maßstab 1:12.

Bugatti ist nicht nur einer unter vielen berühmten Namen in der Automobilgeschichte. Wie Rolls-Royce schon in den Anfängen des Automobils präsent, ist Bugatti genau betrachtet doch unvergleichlich. Die Familie von hochkarätigen Künstlern mehrerer Generationen aus dem italienischen Mailand brachte einzigartige Kunstwerke im Möbeldesign, Bildhauerei und Graphik hervor. Darunter war der 1881 geborenen Ettore derjenige, der sowohl der Ästhetik als auch der hochwertigen Technik frönte und nach mehreren Stationen, unter anderem in der Motorenentwicklung von Klöckner Humboldt-Deutz, im Jahre 1909 im elsässischen Molsheim eine Fabrik für den Bau schneller Renn- und Sportwagen gründete. Hier entstanden alle wegweisenden Konstruktionen, vom äußerst erfolgreichen Bugatti Typ 35, dem meistgebauten Modell, bis hin zur technischen Krönung, dem Bugatti Royale, dem größten und für gekrönte Häupter gedachten Modell, von dem lediglich sechs Chassis gebaut wurden, die aber zum Teil mehrfach neue Karosserien erhielten.

Die Nachfolge Ettores sollte sein kongenialer Sohn Jean antreten, der ein ebenso eigenwilliger wie genialer Designer war: Er entwarf den mittig über die Karosserie laufend zusammen genieteten Atlantic. Er wurde nur 30 Jahre alt. 1939 verunglückte er bei einer Testfahrt tödlich. Ettore Bugatti selbst starb 1947 in Paris. Seine Firma hatte nach dem Krieg noch ein paar alte Chassis für Neubauten verwendet, musste aber nach wenigen Jahren die Produktion einstellen.

Das Zwischenhoch in den 90ern

Im Jahre 1989 gab es dann eine Wiedergeburt. Der italienische Finanzfachmann und Bugatti-Sammler Romano Artioli hatte sich die Namensrechte gesichert und eine neue Fabrik in Campogalliano errichtet, in direkter Nachbarschaft zu den italienischen automobilen Edelschmieden. Dort wurde von 1989 bis 1996 das einzige Modell gefertigt, der EB110. An dessen Entwicklung war unter anderem Paolo Stanzani beteiligt, der auch lange bei Lamborghini tätig gewesen war. Das Design der Prototypen dieses Mittelmotorsportwagens stammte zunächst von Marcello Gandini und wies die ein oder andere Ähnlichkeit mit anderen seiner Meisterwerke wie dem Lamborghinis Countach und Diablo auf. Das endgültige Seriendesign entwarf dann der in Autokreisen weniger bekannte Architekt und Designer Giampaolo Benedini, von dem im Übrigen auch die Architektur der Fertigungsstätte stammt. Diese steht seit ihrer Schließung 1996 leer und entwickelt sich mehr und mehr zu einem „Lost Place“.

Das Auto aber war toll. Hoch professionell entwickelt und mit einem eigenständigen Design versehen, das auch heute noch zu überzeugen versteht. Ein ruhige, unspektakuläre Linienführung mit für diese Fahrzeugkategorie ungewöhnlich großen Fensterflächen unterscheidet den EB110 wohltuend von den heutigen aufgeregten Protagonisten der Supercarszene. Dennoch sorgen ungewöhnliche Details für einen starken Charakter. Doch was tun mit einer so ikonisch eigenständigen Komposition wie dem hufeisenförmigen Bugatti-Grill? Er überlebte als schlüssellochgroße Öffnung ganz ohne weitere Extras. „Reducetothemax“ hieß der Werbeslogan für die erste Generation des Smart. Genau so wurde es hier gemacht. Leider war nach einem Modell schon wieder Schluss und erst die nächste Neugründung unter der Ägide von VW und Ferdinand Piëch beschert den Bugatti-Enthusiasten wieder neues Material für ihre Träume.

Der dritte Protagonist im neuen 1:12er Line up von KK-Scale

KK-Scale baut diesen lange aus dem Blick geratenen Supersportwagen nun im neu entdeckten Maßstab 1:12 und er ist gut geworden. Das typische Bugatti-Blau scheint ein wenig dunkel. Es gibt ihn auch in Schwarz, Rot und Silber, wobei ihm dieser Farbton besonders gut steht. Passgenaue Teile und interessante funktionale Details wie der mehrteilige Türöffnungsmechanismus, der ausfahrbare Heckspoiler sowie der gut detaillierte Motorraum erlauben eine realistische und aufschlussreiche Betrachtung des raren Exoten. Auch der Innenraum ist sauber und originalgetreu wiedergegeben. Dass er eher schlicht wirkt, ist dem reduzierten Formenkanon des Originals geschuldet. Das gleiche gilt auch für den Unterboden, der ebenso platt wie originalgetreu daher kommt. Um andere als die hier gezeigten flächigen Alufelgen zu erleben, müsste KK-Scale den EB110 SS als zweite Version nachschieben, dessen Räder die typischen Bugatti-Speichenräder früherer Zeiten zitieren.

mh

In 1:12 ein großflächiges Modell, der Bugatti EB 110 GT von 1991. Erstaunlich, wie wenig zerklüftet der Wagenkörper ist.
Modellfotos: bat
Nachdem der Terminus der „Dysfunktionalität“ derzeit in aller Munde ist, freut den Sammler, dass mal etwas funktioniert – der bewegliche Spoiler am KK-Scale-Bugatti beispielsweise.
Erstaunlich, wie „alt“ ein Innenraum von 1991 heute wirkt, so analog, so übersichtlich, so begreifbar… Ein nettes Detail ist der Türmechanismus. Anders als bei den Kollegen von Lamborghini wird das Schwenken hier durch eine Gelenkstange unterstützt.
Wenn keine Motorhaube aufgeht, freut man sich über ein Glasfenster, hinter dem der Motor ausgestellt ist. Weil es ein Bugatti-Motor ist, stellt er seine Farbakzente in Bugattiblau zur Schau.
Die eckigen Scheinwerfer wurden nie kopiert. Sie schön zu finden, bleibt jedem überlassen, originell sind sie allemal. KK-Sale gönnt ihnen fein aufgedruckte Heizdrähte.
Das S macht den Unterschied, wie so oft: Bugatti EB110 SS mit 611 statt 560 PS, 351 km/h schnell.
Foto: AUTOart

Steckbrief:

KK-Scale KKDC120131 Bugatti EB 110 GT 1991 blau. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. UVP 199,95 €.