Faszination Modellautos

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News 1:18 AUTOart Dodge Challenger R/T Scat Pack Shaker Widebody 2022

Die letzte Herausforderung

Der letzte Challenger. Das 2022er Modell: Good by, Dodge Challenger! AUTOart beschert uns den Letzten, den 2022er als R/T Scat Pack Shaker mit Widebody-Pack. Wenn der mit 126 Dezibel in der Vitrine brüllt, zerspringt das Glas.

Mit dem Retro-Challenger landete Chrysler einen Kracher. Den einzigen wirklichen Kracher, der in der neunjährigen Fusion mit Daimler-Benz entstand (1998 bis 2007). Dieter Zetsche (ja, genau der!) war damals Chrysler-Boss, in Zeiten, da Chrysler kaum etwas zum Konzerngewinn der nunmehrigen DaimlerChrysler AG beitrug. Unter ihm wurde der Challenger entwickelt. Auf den Markt kam er in der Interimszeit, als die Chrysler LLC wieder selbständig in den Händen des Finanzinvestors Cerberus war, aber in Folge der Finanzkrise schwer litt und nur dank staatlicher Hilfen nicht zahlungsunfähig wurde. Fiat sprang ein und übernahm 2009 erst mal 20 % (2014 dann den Rest), stellte den Chrysler-Boss und legte den Verkauf von Chrysler- und Lancia-Modellen zusammen. In diesen wilden und für Chrysler Existenz bedrohenden Zeiten kam der Dodge Challenger (= Herausforderer) in seiner heutigen Form, und ihm ist nicht zuletzt dafür zu danken, dass Chrysler zumindest als Marke noch existiert. Auch Dodge als Marke ist ziemlich gefleddert. 2023 gibt es keinen Challenger mehr, auch keinen Charger, Geschichte sind auch Daytona und Viper. Es gibt überhaupt keinen Dodge-Personenwagen mehr, sondern nur noch die SUVs Durango, Hornet und Journey. Die Pickups namens Ram laufen bereits seit 2009 nicht mehr als Dodge, sondern sind eine eigenständige Marke.

Der Hellcat brüllt mit 126 Dezibel

Ford ließ 2004 mit dem Mustang V den Initialschrei los zur Wiedererweckung der Muscle Cars. Chrysler brachte gleichzeitig die Limousine 300 C (und als dazu passenden Kombi den Dodge Magnum) im Muscle-Car-Stil und mit viel Mercedes-Technik, und 2008 erschien auf seiner verkürzten Plattform der Challenger. General Motors, damals siechend, leidend und dahin krebsend, brauchte bis 2009, um den Chevrolet Camaro zu lancieren. Und heute? Ford hält am Mustang fest, seit 2023 mit komplett neuem Design, GM plant für 2024 einen Batterie-Camaro und Stellantis als Chrysler/Dodge-Konzernmutter denkt über einen Elektro-Challenger für 2024 nach. Das heißt, als Retro-Pony-Car mit Verbrenner wird zunächst nur der Mustang überleben. Im Moment hat Dodge, die Marke, die wie keine andere ur-amerikanische, automobile Werte verkörpert, keinen Pkw, keinen Sportwagen und schon gar kein Muscle Car im Angebot.

Der letzte Hellcat konnte mit 126 Dezibel brüllen. Und alleine die Hellcat-Versionen, also die stärksten Challenger mit 6,2-Liter-V8 mit bis zu 808 PS, verkauften sich zwischen 2015 und 2020 rund 50.000 Mal. Dodge-Chef Tim Kuniskis weiß, dass Nachfrage nach einem Verbrenner-Challenger besteht und er weiß auch, dass ein solches Auto quasi die DNA der Marke Dodge ist. Es gibt keine konkreten Informationen über einen neuen Verbrenner-Challenger, aber die Gerüchte halten sich hartnäckig. Womöglich basieren sie aber auch auf reinem Wunschdenken.

Mehr als 1000 Pferde

Als Dodge 2008 den Challenger brachte (Design Michael Castiglione und Alan Barrington) und im Werk Brampton/Ontario in Kanada vom Stapel ließ, war dies, ganz grob und auch ein wenig niederträchtig ausgedrückt, ein spezialkarossierter Mercedes W211 (die zweite E-Klasse mit den vier Augen) mit eigenem Motor und Getriebe. Schlecht war es für den Challenger sicherlich nicht, grundsätzliche Technikkomponenten mit einer Mercedes E-Klasse zu teilen (vor allem die Mehrlenker-Radaufhängung). Aber heute ist diese E-Klasse bereits ein Youngtimer, und das mag das nunmehrige Ende des Challenger erklären. Der Challenger schlug ein wie eine Bombe! Geboren wurde er als SRT8 mit einem Hemi-V8, 6,1 Liter Hubraum, 431 PS, bald 470 PS aus 6,2 Litern. Dodge verstand es, mit attraktiven Ausstattungen, Lackierungen und Sondermodellen die Faszination hochzuhalten: Der Challenger bedeutet für den US-Auto-Nerd Erfüllung, Glück sowie eine gehörige Portion an amerikanischem Nationalgefühl und Tradition. 2014 gab es eine größere Modellpflege, optische Anleihen nahm der neue Challenger nicht mehr am 1970er Ursprungsmodell, sondern an der ’71er Version: der SXT weiterhin 3,6-Liter-Pentastar-V6 mit 309 PS, der 5,7-Liter-V8 im R/T nunmehr 381 Pferde, und der Chrysler-Haustuner SRT holte 492 PS aus dem 6,4-Liter-Hemi-V8 (SRT 392 und R/T Scat Pack). Darüber rangierten der SRT Hellcat und Hellcat Redeye mit Kompressor, 717/727 PS. Ihn toppte Dodge 2017 mit dem SRT Demon mit 819/851 PS, ein auf Viertelmeilenrennen optimiertes Monstergerät mit Widebody-Kit. Das letzte Modell wuchs über sich selbst hinaus, der 2023er SRT Demon 170 mit unerhörten 1039 PS in 3300 Exemplaren. Ab dem Modelljahr 2019 konnten alle Challenger mit der Widebody-Option, ursprünglich dem SRT Demon vorbehalten, ausgerüstet werden: geschmiedete 20-Zoll-Devils-Rim-Alus, darauf 305/35 ZR 20-Pirellis, adaptives Bilstein-Fahrwerk, Hochleistungsbremsen, Stabilisatoren. Der letzte Challenger rollte in Brampton am 22. Dezember 2023 vom Band. Zwischen 2010 und 2019 war der Challenger offiziell in Europa lieferbar (über freie Importeure hingegen immer), von insgesamt 730.107 Challenger gingen offiziell 3077 nach Europa.

Der Hubraumheld mit tiefbassigem Geboller passt eher in die USA, wofür er gemacht ist, als in die Provinz des Weserberglandes. Wer einen Challenger hat, muss reflexartig posen. Das geht schon im Stand. Er verfügt nämlich über den Remote Start. Cooler geht’s nicht: Der Motor kann per Fernbedienung gestartet werden, wenn der Wagen menschenleer ist und sein Dompteur nebenan im Café am Marktplatz die Szenerie beobachtet. Die Blicke der anderen, die er dann zu sehen bekommt, sind letztlich (für ihn!) das ganze Auto wert! Und dann das Blubbern und Bollern und Hämmern des großvolumigen V8, so göttlich, so genial! Der Challenger zeigt allen modernen Antriebskonzepten, von Elektro über Hybrid oder Biturbo mit Winzhubraum, den amerikanischen Stinkefinger.

AUTOart bedient den Jahrgang 2022

Was in 1:1 so erfolgreich ist, schlägt sich logischerweise im Modellautosektor nieder. Challenger aller Orten und aller Hersteller während der vergangenen rund zwölf Jahre, quer durch die Maßstäbe, aber hauptsächlich in 1:18, Zinkdruckguss all oder semi open, Composite (also die AUTOart-Machart Kunststoff all open), Resine, von GT Spirit über Highway 61, Solido, ACME, Fairfield Mint bis hin zu AUTOart (und anderen). Preislich stehen sich Solido mit rund 45 Euro und AUTOart mit über 250 Euro diametral gegenüber, und das Solido-Modell ist nicht schlecht. Aber es ist eben ein Solido-Modell und spricht somit eine andere Zielgruppe an als AUTOart (für den Preis von einem AUTOart bekommt man fünf Solidos). Preislich in der Mitte rangiert GT Spirit, sehr schöne Modelle, viele Varianten. Von AUTOart gibt es schmale und breite Challenger, und AUTOart baute seine Flotte unterschiedlicher Versionen, Farben und Jahrgänge kontinuierlich aus (AUTOart stieg erst mit dem 2017er Facelift in das Thema Challenger ein, die erste Widebody-Version erschien 2021). Nun bringt AUTOart ein Bunch neuer Challenger, allesamt R/T Scat Pack Shaker Widebody des Modelljahrs 2022, vier Farben zum selben Preis: Hellraisin (dunkles Violettmetallic, unser Fotomodell), Indigo Blue, Smoke Show (das momentan trendige Wehrmachtsgrau) und Sinamon Stick (eine Art Kupfermetallic), alle mit Felgen in Anthrazitmetallic, Brembo-Bremssättel rot, bei Außenfarbe Sinamon Stick schwarz). Der Violettfarbene ist bereits ausgeliefert, die anderen drei sollen im Februar folgen. Die bisherigen Challenger von AUTOart verkauften sich gut, was AUTOart zu einer Neuauflage motiviert haben dürfte. Bisher gab es von AUTOart den schmalen 392 Hemi Scat Pack und die breiten Typen SRT Demon und SRT Hellcat der Jahrgänge 2018, neu ist nun der R/T Scat Pack Shaker Widebody 2022.

Die Qualität ist AUTOart-üblich auf sehr, sehr hohem Niveau und es gibt auch keine charakteristischen Schwachpunkte, die in einem „cetero censeo…“ bemängelt werden können. Ein AUTOart-Modell ist eigentlich immer gleich und somit langweilig. Da gibt’s nichts zu bemäkeln. Ein AUTOart-Modell und somit auch der Challenger bietet dem kritischen Blick keine Challenge (= Herausforderung): mustergültig wie immer, so gut lackiert wie immer, formal so perfekt wie immer, so gut konstruiert und montiert wie immer, und „meshed grills“ sind nicht mal erwähnenswert: all open, all rollbar, all lenkbar, all korrekt (also: OK, was ja nichts anders als „all correct“ heißt), all spitzenmäßig. Die Haubenscharniere plus Teleskopdämpfer sind vorbildlich, die Motornachbildung eine Schau, die Öffnung der Haube gibt das Luftfiltergehäuse frei, der Innenraum entspricht bis ins Jota dem Vorbild und sogar die Haptik der Materialien wurde nachempfunden. Die Kotflügelverbreiterungen sind beim AUTOart-Modell nicht formaler Bestandteil der Karosserie, sondern nachträglich angebracht. Auch das entspricht dem Original. Die einzige Frage, die sich dem Betrachter stellt, ist jene, ob knallrote Bremszangen zum Außenlack in dunklem Violettmetallic passen. Aber das ist wohl Geschmackssache. afs

Steckbrief:

AUTOart 71771 Dodge Challenger R/T Scat Pack Shaker Widebody 2022 Hell Raisin. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 269,95 Euro.