Faszination Modellautos

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News 1:18 KK-Scale Ferrari Dino 208 GT4 (Bertone) 1975

Intermezzo

Die deutsche Übersetzung des auch bei uns geläufigen musikalischen Begriffes aus dem 18.Jahrhundert bezeichnet ein im Idealfall heiteres Zwischenspiel, das kurz und ohne Weiterführung in ein Musikstück eingeschoben wird. Genau das geschah in den frühen 70er Jahren in der Welt des Automobils. Es war heiter. Und kurz war es auch. Es hieß Ferrari 208 GT4. Er kommt nun als Achtzehner von KK-Scale.

Im Jahre 1970 tauchte in Italien ein neues, ebenso spektakuläres wie cleveres Sportwagenkonzept auf. Lamborghini stellte auf dem Turiner Automobilsalon den Prototyp des Uracco vor, ein viersitziges Sportcoupé mit Mittelmotor, das drei Jahre später in Serie ging. Aber warum fängt der Bericht über einen Ferrari, den 208 GT4 von KK-Scale, mit einem Lamborghini an? Er stand am Anfang dieser relativ kurzlebigen, aber äußerst spannenden Ära, deren Protagonisten allesamt von den beiden Hauptplayern auf dem Markt der hochwertigen Sport- und Supersportwagen stammten und deren Design und Konzeption aus einem Hause kam, der renommierten Carrozzeria Bertone. Sie war schon damals für gewagte, innovative Entwürfe bekannt und ihr Chefdesigner war zu diesem Zeitpunkt der unglaublich junge Marcello Gandini, der unter anderem mit dem großartigen Miura eine eindrucksvolle Visitenkarte hinterlassen hatte. Während Bertone bei Lamborghini als Hausdesigner gesetzt war, war der Auftrag von Ferrari überraschend, war man dort doch seit Jahrzehnten erfolgreich mit dem Hause Pininfarina verbunden.

Hinter der Konfiguration eines viersitzigen 2+2 Coupés mit einem V8-Mittelmotor stand der Wunsch nach einem kompakten, vergleichsweise bezahlbaren wie alltagstauglichen Fahrzeug, das gleichwohl ein adäquates Mitglied der Markenfamilie war, ohne Abstriche. Nachdem der Uracco 1973 auf den Markt kam, folgte der 208 GT4 ein Jahr später. Während sie im Grundlayout und den Proportionen wie Geschwister wirkten, unterschieden sich die beiden Fahrzeuge im Detail doch stärker als gedacht. Anders als der klassisch selbsttragende Lamborghini stand der Ferrari auf einem soliden, bis zur Fensterunterkante hinauf reichenden Chassis, über das die Karosserie wie bei einer Schachtel gestülpt wurde. In diese stabile Struktur wurde dann eine GFK Bodenplatte gelegt. Sie bildete den Wagenboden.

Auch war der gestalterische Ansatz ein anderer. Gandini entwarf eine äußerst schlichte Karosserie, die, bar jeder Extravaganz, nicht bei allen Ferrari-Anhängern Gefallen fand. Schade, denn wer die KK-Scale-Miniatur zur Hand nimmt und sie in Ruhe betrachtet, denn dafür hat er sie gekauft, entdeckt die feinen formalen Qualitäten dieses Automobils. Ein alltäglicher Gebrauch in Städten wie Mailand oder Turin, den Metropolen der italienischen Industrie und Geschäftswelt, wird ihm eher zugetraut als dem formal viel mehr verspielten Miniaturtraumwagen von Lamborghini.

Im wohlhabenden Industriegürtel des italienischen Nordens ist die etablierte Bevölkerung auch in modischer Hinsicht schlichter und zurückhaltender, sprich konservativer, unterwegs und erstaunlich weit weg vom deutschen Klischee des italienischen Dolce Vita, gefühlt eher Hamburg als Neapel. Das ist auch der Grund, weshalb wir den 208 GT 4 in Braunmetallic abgelichtet haben und nicht in erwartbarem Ferrarirot, das ihm natürlich auch hervorragend steht. Das Versprechen, ein angemessenes Fahrzeug der heimischen Nobelmarken problemlos im täglichen Gebrauch bewegen zu können, ohne auf die üblichen Limousinen von Maserati, Lancia, BMW oder Mercedes zurückgreifen zu müssen, wurde hier tatsächlich eingelöst.

Gerade das Basismodell hat seine Daseinsberechtigung

KK-Scale hat mit seiner Miniatur mal wieder eine Lücke im Modellautoportfolio der Ferrari-Sammlungen geschlossen – mit einem Baustein, der die Geschichte der berühmten Marke mit dem „Cavallino rampante“ mit einem wichtigen Protagonisten weitererzählt. Proportionen, Detaillierung und Ausführung des rundum geschlossenen 208 GT4 entsprechen den Erwartungen. Die Kantigkeit der Karosserie ist authentisch wiedergegeben und Linien, Flächenversätze sowie die sparsamen Wölbungen der Flächen sind gut getroffen. Für die Begutachtung dieser in den frühen Siebzigern langsam in Mode kommenden Formensprache eignen sich Metalliclackierungen in der Regel besonders gut. Das ist auch bei den Originalfahrzeugen nicht anders.

Die Detaillierung von Gittern, Scheibenwischern, Türgriffen und Leuchten ist filigran und unterstützt die zurückhaltende Eleganz des Fahrzeuges. Die Seitenscheiben sind in einem Stück mit den Fensterrahmen spritzgegossen und angemessen plastisch ausgeführt, das passt. Je weniger prominente und optisch extravagante Details ein Fahrzeug aufweist, desto wichtiger ist die sorgfältig abgestimmte Ausführung der vorhandenen. Auch das ist hier gelungen. Im Innenraum haben wir bei unserem braunen Muster das Glück einer hellen Ausstattung, die alle Details durch die verschlossenen Fenster gut erkennen lässt. Die vorderen Sitze sind nicht bis in die hinterste Raste nach hinten geschoben und somit ein wenig nahe am Lenkrad (der Fahrer ist eben ein „kleiner Italiener“). Sie zeigen so eine recht optimistische Beinfreiheit auf den Rücksitzen. Das war im Originalprospekt sicher auch nicht anders. Das Chassis ist schlicht, verfügt aber über gefederte Dreiecksquerlenker vorn und hinten. An ihnen hängen die richtigen Räder der ersten Serie. Es informiert zudem über die Grundsätze der Fahrwerkstechnik. Die etwas breiteren, später verbauten Felgen fänden wir gern dereinst im KK-Scale-Zubehör oder auf weiteren Modell- und Farbvarianten. Dort vervollständigt dann sicher auch ein vierflutiger Auspuffendtopf das Modell zum 308 GT4, dann auch gerne in typischem Rot. Bis dahin erfreuen wir uns am originalen, einfachen, aber mit verchromter Kappe versehenen Endrohr des 208ers.

In der Summe baut KK-Scale einen erfreulichen Basis-Ferrari, der sich prima in jede Ferrari-Sammlung einfügt und auf den sicher mancher Ferrarista schon lange gewartet hat. Neben unserem Modell in Braunmetallic ist der Ferrari auch in Rot, Hellblaumetallic und Rot/Mattschwarz lieferbar. Und wie endet nun das eingangs erwähnte Intermezzo? Lamborghini strickte den Uracco zum zweisitzigen Jalpa um und Ferrari brachte 1980 einen letzten Mittelmotor-Viersitzer, den Mondial. Den durfte dann wieder der Hausdesigner Pininfarina zeichnen.

mh

Um auch in Italien gut verkäuflich zu sein, wo sozialistische Regierungen eine verdoppelte Luxussteuer auf Autos mit mehr als 2 Litern Hubraum erhoben, gab es den Ferrari 308 GT4 statt mit 3 Litern und 255 PS auch kastriert, mit 2 Litern und 170 Pferden. Der hieß dann 208 GT4, wurde ab 1975 gebaut und trägt den Superlativ in sich, der kleinste V8 aller Zeiten in einem Straßenauto gewesen zu sein.
Modellfotos: bat

Steckbrief:

KK-Scale KKDC181203 Ferrari 208 GT4 (Bertone) 1975 braunmetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss. UVP 79,95 €.