Faszination Modellautos

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News 1:18 Minichamps BMW M4 Cabriolet (G83) 2021

Die Biberfresse

Nicht seriös, dafür frivol: Der Traumwagen der 30- bis 40-Jährigen, urlaubstaugliche Hochleistung, Trackday auf dem Nürburgring und Eiscafé-Posing am Kleinstadt-Marktplatz – wer im BMW M4 Cabriolet vorfährt, fährt sich in den Mittelpunkt des Geschehens. Und das Minichamps-Modell fühlt sich am wohlsten im Mittelpunkt der Vitrine. Wehe, einer sagt „Biberfresse“ zu ihm. Dann wird er echt wütend.

“Biberfresse” nennen die BMW-Afficionados die modernen BMW. Sie meinen damit in erster Linie die Form der typischen Niere, die eben längst keine solche mehr ist, sondern ihrer Meinung nach eine Biberfresse (was jeden g’standenen Biber tiefst beleidigt!). Sie meinen aber viel mehr. „Biberfresse“ ist nicht nur die Verunglimpfung der adipös gewordenen Nierenform, sondern des gesamten Stylings moderner BMW, das die Fans als „zu chinesisch“ empfinden, also nicht ihrem eigenen, hiesigen, kontinentaleuropäischen oder westlichen Empfinden entsprechend. „Biberfresse“ ist Kritik an der Arbeit von BMW-Designern – im konkreten M4-Fall von Designerin Anne Forschner, den aktuellen Dreier, also seine Basis, schufen Alexey Kezha und Marc Michael Markefka, und sie alle unter dem formbestimmenden Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Er (und sein Team und sein Geschmack) wird mindestens so kontrovers bewertet wie seinerzeit van Hooydonks Vorgänger Chris Bangle (Spottvers: BMW = Bangle muss weg). Man mag das Hooydonk-BMW-Design als „chinesisch“ bezeichnen, muss aber wissen, dass BMW 2023 in China 824.932 Fahrzeuge verkauft hat, kaum weniger als in ganz Europa (942.805), und die Verkaufszahlen in Deutschland (281.986) sind gerade mal ein Drittel der chinesischen Verkäufe (Zahlen jeweils inkl. der Marke Mini). Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist also der chinesische Markt sehr wichtig und weit wichtiger als der deutsche, aus traditionalistischer Sicht sieht das natürlich anders aus… Und, ja, ganz klar, BMW ist eine deutsche Marke und keine chinesische.

Zwar nicht seriös, dafür erfrischend frivol

Eine Variante des BMW Dreier G22 ist der M4. Als M3 (G80) wird der Viertürer angeboten, als M4 der Zweitürer (also das Coupé, G82) und das Cabriolet (G83), lieferbar seit November 2021. 2024 wird es ein Facelift geben, die Minichamps-Miniatur ist das Ursprungsmodell 2021 bis 2024. Dreiliter-Biturbo-Reihensechszylinder, 480 PS, Heckantrieb, abgeregelte 250 km/h schnell, nullhundert in 4,2 Sekunden – diese Randdaten sind ebenso lässig wie atemberaubend, gemacht sowohl für St. Peter Ording wie für die Nordschleife, fürs Eiscafé wie für den Trackday. Seriös ist der Wagen nicht, dafür erfrischend frivol.

Minichamps fährt bei diesem Modell (und auch bei so manch anderem) eine Mischstrategie: Es gibt die Modelle sealed für 119,95 Euro und all open für 199,95 Euro. Unser Fotomuster kann alles öffnen, und in seiner Art gibt es neben unserem in Graumetallic auch noch Dunkelblaumetallic und Rotmetallic, Mit geschlossener Karosserie liefert Minichamps das M4 Cabriolet in Graumetallic, Mattblaumetallic, Dunkelrotmetallic und Weiß. Bei diesen Modellen ist der Innenraum weit weniger aufwändig detailliert/bedruckt wie bei den all-open-Modellen. Unser all-open-M4 trägt die Farbe Brooklyn Grau Metallic, Innenraum in Merino Elfenbeinweiß, und es trägt als Extra das Carbon-Exterieurpaket, das bedeutet Außenspiegelkappen und der untere Heckspoiler bestehen aus CFK. Innenraumboden und Kofferraum sind mit Teppich belegt, die Bremssättel und LED-Tubes in hellem Blau, die Felgen „Doppelspeiche 825 M“ in Schwarz-Bicolor, also Fronten der Speichen und Felgenhorn glanzpoliert (vorne 18, hinten 19 Zoll). Der BMW kann lenken und federn. Rollen natürlich auch, aber fahren könnte er nicht, wenn er ein eins-zu-eins-Auto wäre. Denn so aufwändig die hintere Radaufhängung auch gestaltet ist – eine Verbindung zwischen Getriebe und Differenzial gibt es nicht: Minichamps verzichtete auf die Kardanwelle.

Das ist aber das einzige, was wir am offenen M4 auszusetzen haben. Manche Kritiker sagen zwar, das Blau der LED-Scheinwerfer und der Bremssättel sei zu hell. Aber wen stört das wirklich – sofern es überhaupt stimmt! Freuen wir uns lieber über Positives, als Defizitäres zu suchen.

Die Verarbeitungsqualität ist prima, die Spaltmaße gering, das Modell überzeugt qualitativ und belegt, dass Minichamps nach wie vor all-open-Premium-Modelle machen kann. Vom Motor ist, dem Vorbild geschuldet, nicht viel zu sehen, ein paar Drucke lockern den Anblick auf, und der Kinematik der Haubenscharniere zuzusehen, macht richtig Spaß. Der hintere Deckel hängt an Doglegs, die in krassem Gegensatz zu den vorderen Scharnieren stehen. Aber wer will schon in einen dunklen und leeren Kofferraum blicken, wenn er ein zweifarbiges und top dekoriertes Interieur betrachten kann? Da hat sich Minichamps wirklich Mühe gegeben, ein reichhaltig garniertes Armaturenbrett, hübsche Carbon-Applikationen, die hell-dunkle Zweifarbigkeit perfekt abgesetzt und Türen, die mit vernehmbaren Klack schließen. So will man das und so kriegt man das.

afs

Steckbrief:

Minichamps 10021032 BMW M4 Cabriolet (G83) 2021 graumetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 199,95 Euro.