Faszination Modellautos

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News 1:18 Norev Porsche 911 GT3 (Typ 992) 2021

Toys for Boys

Dieser Norev-Porsche scheint die Parameter im Preis-Leitungsverhältnis neu definiert zu haben. Er macht seine Käufer glücklich. Sie sind überzeugt, ein hervorragendes Modell zu einem sehr fairen Preis erworben zu haben. Wir teilen diese Überzeugung. Das Modell selbst und sein Preis begeistern uns.

Natürlich wird der Verkaufspreis eines jeden Produkts und somit auch eines Modellautos von vielen Faktoren bestimmt. Wichtige sind der Konstruktions- und der Fertigungsaufwand. Das sind harte Faktoren, denn sie kosten den Hersteller Geld, nämlich Lohn- und Materialkosten. Auch die Menge, in der ein Modellauto produziert wird, bestimmt den Preis. Eine gewichtige Rolle spielt auch, ob das Modellauto in der eigenen Fabrik in China produziert wird oder ob der Hersteller eine externe Fabrik im Lohnverfahren beauftragen muss, weil er keine eigene Fabrikationsstätte in Shenzhen hat.

Aber es gibt auch weiche Faktoren, nicht rational nachvollziehbar, sondern eher emotional: Wie positioniert der Hersteller seine Marke und somit sein Produkt? Ein Handtäschchen von Gucci kostet in Konstruktion und Herstellung nicht wesentlich mehr als ein no-name-Produkt von Woolworth. Der Name macht das Produkt wertvoll, das Gefühl, ein Gucci-Täschen zu besitzen. Und das ist bei Modellautos genauso. Die Frage, warum der schöne Norev-Porsche deutlich günstiger angeboten wird als der nicht minder schöne, aber auch nicht schönere Porsche gleichen Typs des Mitbewerbers, beantwortet sich ausschließlich aus den weichen Faktoren. Norev positioniert seine Marke anders als andere. Andere pushen ihre Marke, halten sie künstlich teuer. Das tut Norev nicht.

Die Sammler danken es Norev. Es gibt dieses geläufige und fast immer falsch verwendete Wort „bezahlbar“ (vor allem in Sachen Wohnungsmiete wird es gerne missbraucht). Denn bezahlbar ist alles. Nur eben nicht für alle. Aber wir wollen dieses Unwort nun klischeehaft verwenden und behaupten, Norev-Modelle seien „bezahlbar“. Man kann auch von einem fairen Preis sprechen. Aber das Wörtchen „fair“ ist auch nicht eindeutig definiert. Sollen wir den Preis „sympathisch“ nennen? Egal! Der Porsche 911 GT3 (Typ 992) geht weg wie warme Semmeln. Er ist so begehrt, dass die Auflagen je Farbe meist schon von den Händlern bis zum letzten Stück geordert werden, bevor die Modelle ausgeliefert sind: vor Erscheinen werksseitig ausverkauft. Das gilt nicht nur für den GT3, sondern auch für den etwas früher lancierten GT3 mit Touring-Paket, also ohne Heckflügel, und den GT3 RS. Der Produktmanager bei Norev, der die Porsche zu verantworten hat, ist Ben Schumacher. Er hat ganze Arbeit geleistet. Selbst die vermeintlich kritischsten Sammler, also die Korinthenkacker, deren Hobby es zu sein scheint, nach Fehlern zu suchen, um sich als wahre Kenner der Materie zu beweisen, finden keine. Dieses Modellauto ist schlichtweg prima!

Das Vorbild wohl auch, Adrenalin pur, äußerst spektakulär. Es geht um Porsche. Es geht um die Nordschleife. Es geht um den Eurofighter auf Asphalt. Um Detailversessenheit und Freudentränen. Und natürlich um Eskapismus. Es geht in diesen Regionen immer um Eskapismus. Der „Rennwagen mit Straßenzulassung“ ist eine Phrase, nett, aber abgedroschen, doch sie trifft auf den GT3 zu. Er bedeutet perfekte Fahrbarkeit für Menschen, die physisch und psychisch dazu in der Lage sind, sich mit einem Tempo von 89 Metern in der Sekunde konzentriert zu bewegen (Topspeed 320 km/h). Die Porschisti sind begeistert. Erstmals trägt ein GT3 nun einen Flügel mit Schwanenhals-Aufhängung, ganz so, wie seine RS-Verwandten. Es gibt Schiebeelemente an den Frontdiffusoren, den Heckflügelwinkel kann der Pilot auch einstellen. Das muss man intellektuell beherrschen. Ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium Voraussetzung dafür, einen GT3 extrem bedienen zu können? Es mag ja schon Voraussetzung dafür sein, sich einen leisten zu können. Aber sind Sportfahrer auch immer Akademiker? Und sind Akademiker immer Sportfahrer?

Die Kathedrale im Heck ist tabu

Norev hat bestens recherchiert und selbst kleinste Details rundweg richtig gemacht, wobei ein Elfer stets ein Recherche-Hindernislauf ist, der viele Stolperschwellen bietet. Schon der Rückspiegel bietet Fallen, in die Norev nicht getappt ist: Oberschale in Karosseriefarbe, Unterschale und Fuß in Schwarz. Auch die Seitenscheibenleisten sind in korrektem Schwarz, und sehr gut ausgeführt ist das Heckleuchtenband mit graviertem „Porsche“-Schriftzug. Ein Norev-Porsche verfügt über keine fotogeätzten „meshed grills“. Das kann er in diesem Preissektor wohl nicht. Aber Norev tat das Konstrukteurs- und Konstruktionsmögliche, um die Öffnungsgitter so realistisch wie möglich zu gestalten, ohne dass sie durchbrochen sind. Gut gefällt uns auch, wie Norev die Grauzonen rund um die Scheibenränder ausgeführt hat, eine Bedruckung der Innenseite des ohnehin getönt transparenten Kunststoffs mit ganz leichter Verlaufsstruktur.

Der Begriff des „all open“ bekommt bei einem Porsche 992 GT3 eine neue Bedeutung. Öffnen kann man am Modell, was der Fahrer am Original auch öffnen kann. Das gilt nicht für den Heckdeckel. Den darf nur der geschulte Mitarbeiter im Porsche-Zentrum öffnen. Die Kathedrale im Heck ist für nicht Eingeweihte tabu. Aber es gibt eine kleine Serviceklappe unter dem Heckflügel, die sich öffnen lässt. Dafür liegt ein „Tool“ (neudeutsch für „Werkzeug“) bei, mit dem das klappen sollte. Uns hat sich nicht erschlossen, wie das Ding aufgeht, und um nichts kaputt zu machen, haben wir es bleiben lassen. Wir erfreuen uns an den zu öffnenden Teilen, deren Mechanismus wir begreifen: Türen und vordere Haube. Die Haube ist innen geschwärzt, der Kofferraum mit Teppichboden ausgelegt, die Scharniere sind Norev-like nicht gerade kunstvoll. Die Türscharniere hingegen sind ingeniös und unsichtbar, die Türen schließen mit einem Plopp und trotz Federunterstützung halten sie in jedem Öffnungswinkel offen. Innen ist der GT3 bombastisch getroffen und dekoriert. Trotz einheitlich schwarzer Farbgebung sind die Oberflächen unterschiedlich strukturiert, teilweise bedruckt, teilweise lackiert, die Schalen der „Sportsitze Plus (4 Wege, elektrisch)“ beispielsweise sind hochglanz lackiert – und natürlich gibt es, ganz GT3-mäßig, hinten keine Sitzplätze. Einen GT3 fährt man allein oder zu zweit. Sehr schön umgesetzt ist das GT-Sportlenkrad, und auch der Innenraum ist am Boden beflockt. Übrigens trägt der Norev-Porsche das serienmäßige Nichtraucherpaket. So nennt man es, wenn auf einen Aschenbecher verzichtet wird. Im Gegensatz zum beinharten Original verfügt das Norev-Modell über eine Federung, vorne ansatzweise, hinten sehr deutlich.

Orange wie eruptiertes Magma

Das konkrete Modell: Der Norev-GT3 erstrahlt in Lavaorange M2A, aktuell nicht mehr Bestandteil der regulären Farbpalette. Innen ist er schwarz (Leder-/Race-Tex) mit Kontrastfarbe GT-Silber. Er trägt die GT3-Räder (vorne 20, hinten 21 Zoll) in seidenglänzendem Schwarz (serienmäßig ist Silber, und am Modell ist das Schwarz eher hochglänzend als seidenmatt), kombiniert mit Porsche Ceramic Composite Brakes (PCCB) mit gelben Zangen. Die Modellbezeichnung auf den Türen ist schwarz. Innen das Interieur-Paket Aluminium gebürstet in Schwarz, zwingend für die Türeinstiegsblenden ebenfalls in schwarz gebürstetem Aluminium (und beim Vorbild beleuchtet). Auffällig sind die silbernen Auspuffendrohre, die es beim 992 GT3 nie gab, sie müssten schwarz sein. Eine Porsche-Ausstattungsliste entspricht ja ungefähr der Speisekarte eines französischen Gourmet-Restaurants, wo jede Prise Salz und jedes Körnchen Pfeffer erwähnt und gelobt werden. Deshalb ist auf der Porsche-Speisekarte zu finden: „Leichtbau-Edelstahl-Sportabgasanlage mit 2 zentralen Endrohren in Schwarz“. Wenn man den 911 GT3 dergestalt konfiguriert, so kommt er laut unserer Rechnung auf 204.785, 80 Euro (Grundpreis 193.417 plus Extras 11.328,80 Euro), wobei wir im 2024er-Konfigurator die aufpreisfreie Farbe Weiß wählten, weil es, wie erwähnt, Lavaorange nicht mehr gibt.

Der lavaorangefarbene GT3 hat einen limitierten Bruder im Norev-Programm, lackiert in GT-Silber und auf 300 Exemplare limitiert im Norev-Online-Shop erhältlich. Einen Vorläufer hat er auch, das Modell in Mintgrün mit ebenfalls schwarzen Felgen (ein Asien-Sondermodell, das in überschaubarer Dosis auch in Europa angeboten wurde und werksseitig ausverkauft ist). Sie alle tragen kein Weissach-Paket. Das gibt es bei Norev jetzt aber auch, mit anderen Felgen und viel Sichtcarbon sowie einem Überrollkäfig. Das Weissach-Paket kostet bei Porsche Aufpreis und bei Norev auch, der Weissach-GT3-RS kommt auf 125 Euro. Beim normalen GT3 bekommt man auf einen Hunderter noch einen Euro raus.

afs

Es ist die Farbe, der Typ, die Aura, es ist Emotion, viel Wunschdenken seitens der Fanboys. Die aktuellen Norev 992er treffen sie ins Herz, in allen Versionen, in allen Farben, und wie Billy Idol im Song Rebel Yell kreischen sie nach „more, more, more“. Norev kann gar nicht so viele Farben und Versionen bringen, wie ihnen aus den Händen gerissen wird. Obendrein darf Norev gar nicht alles Farben in den Fachhandel bringen, in denen das Original erhältlich ist. Denn Porsche behält sich manche Farben und Farbkombinationen für seine Industriemodelle vor. Modellfotos: bat.
Da ist alles so schön gemacht und so gut recherchiert und umgesetzt. Müssen dann wirklich solche Kaliber von Haubenscharnieren sein?
Das ist der Traum der Porschisti: Ausfahrt im GT3, hier in Indischrot.
Foto: Porsche

Steckbrief:

Norev 187300 Porsche 911 GT3 (Typ 992) 2021 orange. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 99,90 Euro.