Erfolglos aber kultig
Als Zivilist Kult unter Golf-Enthusiasten, als Rallye-Auto eine einzige Enttäuschung: Mit der Rallye-Golf-Version des Golf II verabschiedete sich VW gut 20 Jahre lang vom Rallyesport. Ixo schuf ein bemerkenswert schön gemachtes Modell, ganz ohne Rallye-Gedöns, die Homologationsversion in Dunkelgrünmetallic.
Der Golf hat mehr Tugenden, als man in einem Atemzuge aufzählen kann. Sie werden geschätzt, er war und ist der Deutschen liebstes Auto. Eine Tugend gehört, trotz GTI und 16V, trotz amateursportlicher Ambitionen, nicht dazu. Das ist der Leistungssport. Das hat Volkswagen schon immer gestunken, von der ersten Golf-Generation an, die wegen ihres miesen cw-Wertes einfach nicht schnell genug war, um auf der Rundstrecke mithalten zu können. Sobald dieses Thema zur Sprache kam, geriet die VW-Vorstandsetage in den Otto-Waalkes-Modus: „Achtung, Großhirn an alle: Fertigmachen zum Ärgern!“ Dann ersannen die Herren die glaubwürdige Alternative: Wer nicht schnell ist auf Asphalt, kann sich wenigstens anständig im Dreck suhlen und durch seine Zuverlässigkeit reüssieren. Das hat geklappt, noch mit der ersten Golf-Generation: Im Schlamm und Dreck war unser aller Golf ganz gut, schaffte sogar die Meisterschaft im Rallyecross. Sehr befriedigend für die Herren in Wolfsburg! Denn nichts ist für das Marketing eines noch so guten Autos schlimmer als ein unsportliches Image.
Die zweite, die dicker gewordene Golf-Generation, sorgte mit ihren Kompressor-Modellen für ein Rauschen im Blätterwald. Ein Turbo war den VW-Technikern allenfalls gut genug für den Diesel. Um einem Benziner auf die Sprünge zu helfen, musste schon ein Kompressor ran. Der mechanische Lader war bei allen Drehzahlen zu Stelle, kein Turboloch, denn er atmete nicht Abgasluft, sondern ist mit einem Riemen von der Kurbelwelle aus angetrieben. Der von VW so genannte G-Lader debütierte im kleinen Polo (G40), der größere G60 im Passat, danach Corrado, beide mit dem Achtventil-1,8-Liter kombiniert, 160 PS stark. Dann, im Juni 1988, wurden erste Fotos vom Super-Golf mit Allradantrieb veröffentlicht, ein reinrassiges Renngerät für den Motorsport, 5000 Autos sollten zu Homologationszwecken gebaut werden, Golf Syncro mit dem G-Lader – tatsächlich wurden es 5600, wovon immerhin 2000 in Deutschland blieben. Das war der Rallye-Golf, ein heißes Gerät, gebaut 1989/90 im VW-Werk Brüssel, Kundenausführung mit 160 PS, Wettbewerbsversion mit 280 PS. Das Kundenauto hatte ein prima Image, aber enttäuschende Fahrleistungen auf GTI 16V-Niveau, denn seine Mehr-PS wurden vom Mehr-Gewicht aufgefressen. Das Straßenauto war bestens ausgestattet, aber auch sehr teuer (44.000 D-Mark), heute unter Golf-Enthusiasten äußerst begehrt.
Der erhoffte Rallye-Erfolg stellte sich nicht ein, einzig bemerkenswertes Ergebnis war der Sieg bei der Rallye Neuseeland 1990. Nach Ende der Saison 1990 zog sich VW enttäuscht und ernüchtert aus dem Rallyesport zurück und kehrte erst 2011 zurück. Die britische Autozeitschrift „Car“ schaffte eine ebenso pointierte wie typisch britische Charakterisierung des Rallye-Golf: „Hässlich wie ein Staffordshire-Bullterrier, aber ohne dessen Biss.“
Der Rallye-Golf war ein Dreitürer mit vergrößerten Radhäusern und Kotflügelverbreiterungen, massive Schwellerverstärkungen, eckige Doppelscheinwerfer, modifizierte Stoßfänger mit Kühlluftöffnung für die vorderen Bremsen, Magnesiumfelgen. Ixo hat die einzigartig verspoilerte Optik prima getroffen, alles in Wagenfarbe lackiert inklusive Grill. Und außerdem miniaturisierte Ixo eine Kleinstserie innerhalb der Kleinserie. Der Rallye-Golf hatte ein serienmäßiges Schiebedach, nur die ersten 50 gebauten Fahrzeuge hatten keines – so wenig wie die Ixo-Interpretation. Lieferbar in nur fünf Farben: Schwarz L041, Tornadorot LY3D, Blau Perleffekt LC5Z, Graphit Metallic LB7V und Grün Pereffekt LC6V, wofür sich Ixo entschied.
afs


Modellfotos: bat

Foto: Chris Sampson
Steckbrief:
Ixo CLC533N Volkswagen Golf II G60 Rallye-Golf 1989 dunkelgrünmetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP 24,95 Euro.