Five hundred Miles, five hundred Miles
So ein kleiner, schnuckeliger Rennsportler, hübsch anzusehen, hoch potent, schwer erfolgreich: Das ist der Porsche 718, der zwischen 1957 und 1962 ganz schön abstaubte. Minichamps hat ihn schon lange im Programm, in diversen Ausbaustufen, und bringt nun den 718 RS61 ist einer sehr amerikanischen Version, der pastellgelbe Renner von Don Wester.
Don Wester aus Monterey/Kalifornien hatte sich auf US-Rennstrecken einen Namen mit seinem 356 Speedster gemacht. Er kaufte 1962 einen Porsche RSK und pflanzte ihm den heißest möglichen 1700er-Boxer ein. Der war ihm aber nicht heiß genug, und so erwarb er 1963 seines Kollegen Bob Donners abgelegten RS61 Spyder, in der Klasse bis 2 Liter räumte er damit ab, was es abzuräumen gab. Wester war in der ersten Hälfte der 60er einer der führenden Porsche-Fahrer in den Vereinigten Staaten. Natürlich gab es auch Rückschritte. Liest man auf der Webseite „Racing Sports Cars“ die Ergebnisliste der Road America 500 Miles vom 8. September 1963, so steht dort profan unter Startnummer 60, Porsche 718 RS 61 aus dem Team Porsche Car Pacific, dass Pilot Don Wester „did not finish“, der Grund sei „Engine“ gewesen, also Ausfall wegen Motorschadens. 1964 fuhr Wester seinen RS61 weiterhin, 1965 gönnte er sich einen Porsche 904 Carrera GTS.
Die Minichamps-Neuheit verkleinert Westers RS61 Spyder offenbar ausgerechnet aus jenem Rennen der 1963er Saison, in dem er ausfiel. Aber welchem Rennen der Wagen zugeordnet wird, ergibt sich letztlich nicht aus dem Auto selbst, sondern nur aus der Schachtel- und Sockelbedruckung. Westers Porsche sah nämlich während der kompletten Saison identisch aus, Pastellgelb mit schwarzen Akzenten auf den Kotflügeln und Startnummer 60.
Für Porsche war der Typ 718 (der trotz gleichen Typcodes natürlich nichts mit den modernen Porsche 718-Modellen Cayman und Boxster zu tun hat) ein Hansdampf in allen Gassen, ein zweisitziger Rennsportwagen, ein Formel-2-Monoposto, sogar Formel-1-geeignet. Seine Basis war der Porsche 550 Spyder, und dessen Nachfolge trat er auch an, und er wiederum wurde vom 904 Carrera GTS abgelöst. Prominente Gesamtsiege bei Langstreckenrennen stehen auf seiner Ergebnisliste, dazu mehrere Bergmeisterschaften. Es gab etliche Varianten, von Jahr zu Jahr Verbesserungen und Leistungssteigerungen, und die Minichamps-Miniatur ist ein 718RS 61 Spyder des Baujahrs 1961 mit 1587 cm³ und 160 PS, 13 Mal gebaut. Er gehört zu jenen Porsche-Rennsportwagen, die zulassungstauglich waren und somit in privater Hand auf eigenen Rädern zur Piste gefahren werden konnten.
Das Road America 500 Miles-Rennen auf der Road-America-Rennstrecke in Elkhart Lake/Wisconsin war ein Langstreckenrennen, nomen est omen, 500 Meilen (= 800 km) für ausgewachsene Motorsportfahrzeuge, 300 Meilen für die kleineren. In der US-Werbung wurde der neue Event 1956, damals noch unter dem Namen National Endurathon Race, mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans verglichen. Ab 1957 hieß die Veranstaltung Road America 500 und war bis 1962 ein wichtiger Lauf in der National Sports Car Championship, also eher Amateurliga. Ab 1963 wurde das Rennen professionell und Bestandteil der United States Road Racing Championship. Bei dieser 1963er Ausgabe siegten Augie Pabst/Bill Wuesthoff im sparsamen Elva-Porsche Mk VII durch geschicktes Taktieren über die giftigen und kräftigen, aber eben auch trinkfreudigen Cobras. In den späten 60ern ließ das allgemeine Interesse der Amerikaner an Langstreckenrennen nach, Can-Am und Trans-Am wurden populärer. 1969 wurde der Road America 500 durch die Formel-5000-Serie ersetzt. Langstreckenrennen kehrten erst 1979 wieder nach Nordamerika zurück.
afs


Modellfotos: bat


Foto: Archiv Porsche
Steckbrief:
Minichamps 636560 Porsche 718 RS61 Spyder Road America 500 Miles 1963 (# 60, Don Wester). Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. Auflage 1008 Exemplare. UVP 59,95 Euro.