Faszination Modellautos

1/87

News 1:87 Artitec

Niederländisch-vietnamesischer Detailfetischismus

Um wie viel ärmer wäre der H0-Modellautokosmos ohne die wunderbaren Automobilminiaturen aus Resine von Artitec! Die Modelle werden in den Niederlanden entwickelt und in Vietnam produziert und dort von geschickten Händen zusammengebaut. Dabei widmet sich Artitec sehr den Fahrzeugen aus der Vorkriegszeit, fast als einziger Hersteller in diesem Gebiet. Neu ist der Adler Trumpf Junior, der in verschiedenen Karosserievarianten lieferbar ist. Den Ford Model AA gibt es mit neuen Aufbauten, als Pritschenwagen mit Plane und als Feuerwehrlöschfahrzeug. Auch die Landwirtschaft kommt nicht zu kurz, der Fuhrpark wird um einen Volvo BM350 Traktor ergänzt.

Die Adlerwerke sind vielen von uns als Hersteller von Büromaschinen bekannt, die bis 1998 im Verkaufsprogramm zu finden waren. In den 50er Jahren gab es von Adler keine vierrädrigen Fahrzeuge mehr, nur noch Fahrräder, Motorräder und Motorroller. Die Automobilproduktion wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgenommen. Es entstanden zwar zwei Prototypen auf der Basis des Adler Trumpf Junior aus Vorkriegstagen mit Karosserien von Karmann und Wendler, doch die Entscheidung der Geschäftsleitung lautete Nein, zur großen Enttäuschung der Belegschaft. Die Prototypen wanderten auf den Schrottplatz.

Begeben wir uns zurück in die 30er Jahre. Die Adlerwerke begannen ab 1934 mit der Serienfertigung des Adler Trumpf Junior, einem Kleinwagen mit Frontantrieb. Die Konstruktion stammte von Hans Gustav Röhr, dem damaligen Chefkonstrukteur von 1931 bis 1935. Das als 1G bezeichnete Fahrzeug verließ bis 1935 in 24.013 Einheiten die Werkshallen. Die Cabriolimousine kostete 2650 Reichsmark. Die Aufbauten bestanden zunächst aus einem mit Kunstleder bespannten Holzrahmen mit einem Sperrholzmantel. Später stieg Adler auf eine Ausführung der Karosserie aus Halbstahl, zuletzt aus Ganzstahl über. Ab 1936 folgte der verbesserte Nachfolger 1E, der 78.827mal bis 1941 gebaut wurde. Der entzückende Roadster, der auch durch seine mitlenkenden vorderen Schutzbleche in Erinnerung blieb, wurde nicht von den Adler-Werken selbst eingekleidet. Es gehört zu den Geheimnissen der Automobilgeschichte, welcher externe Karosseriebauer dafür zuständig war, selbst Experten wie Werner Oswald geben keine eindeutige Auskunft. Zeitzeugen jedoch berichten von der Firma Dörr & Schreck in Frankfurt/Main – ohne Beweis.

Neben den beiden hier gezeigten Adler Trumpf Junior als Limousine (Sedan) und Roadster liefert Artitec das Fahrzeug noch als offene und geschlossene Cabriolimousine und deckt damit das ganze Spektrum des Vorbilds ab. Wie bei Artitec üblich, rollen die Räder nicht. Dies ist der absolut filigranen Modellausführung geschuldet. Und da haben die Niederländer wieder Großes geleistet, allein der Innenraum des schnittigen Roadsters ist eine genaue Betrachtung wert.

Steckbrief

Artitec 387.544 Adler Trumpf Junior Limousine. Karosserie mattgrün. IA grau. 387.547 Adler Trumpf Junior Sport. Karosserie weiß. IA rot. Resine-Fertigmodelle. UVP jeweils 39,90 €.

Das große Angebot an Ford Model AA Lastwagen wird durch zwei weitere interessante Varianten erweitert, einen Pritschenlastwagen und eine Feuerwehrlöschfahrzeug mit angehängter Schlauchhaspel. Artitec folgt hier dem Vorbild, denn der Ford AA wurde mit einer Vielzahl von Aufbauten versehen. Für einen Nachfolger des veralteten Ford Modell TT (also die Nutzfahrzeugvariante der Tin-Lizzie) entstanden bei Ford 1926 die ersten Konstruktions- und Karosserieentwürfe. Der Produktionszeitraum dauerte nur vier Jahre. Während dieser Zeit erfuhr das Fahrzeug viele Änderungen und Verbesserungen. Ein Beispiel dafür sind die Räder, wobei zunächst Speichenräder eingesetzt wurden. Später fanden 20-Zoll Scheibenräder Verwendung, zuletzt mit fünf Schlitzen. Diese Felgen hat sich Artitec zum Vorbild für die Modellausführung genommen. Das Modell des Pritschenwagens zeichnet ein Fahrzeug der Firma Carl-Ludwig Neeg aus Mühlheim an der Ruhr nach, die mit Futtermitteln handelte. Dazu gehörte auch das Mischfutter des 1911 gegründeten Unternehmens Muskator. Der Ford AA stammte  mit Sicherheit aus deutscher Fertigung, das heißt, die aus den USA importierten Teile wurden in Köln zusammengebaut.

Das phantastisch gestaltete Löschfahrzeug findet sein Vorbild bei Feuerwehren in den Niederlanden, es liegen Decals für unterschiedliche Ausführungen bei. Es ist ein wahres Schmuckstück, extrem filigran aus Resine und viele Ätzteilen gefertigt. Ein Ausbund an Detailverliebtheit, einfach nur klasse!

Steckbrief

Artitec 387.501 Ford Model AA Lastwagen mit Plane „Carl Ludwig Neeb – Muskator“. FG und Aufbau schwarz. Dächer weiß. Resine-Fertigmodell. UVP 38,90 €.

Artitec 387.500 Ford Modell AA Feuerwehrlöschfahrzeug mit Schlauchanhänger. Aufbau rot. Beiliegend Decalbogen mit Kennzeichen. Resine-Fertigmodell mit Ätzteilen. UVP 58,90 €.

Das neueste Kind der Traktorenfamilie von Artitec ist ein Modell des Volvo BM350. Beim Vorbild wurde der Traktor nicht nur von Volvo, sondern auch von Bolinder-Munktell vertrieben. Die Produktion startete 1959, um den gesteigerten Ansprüchen der Landwirtschaft Genüge zu tun. Die Bezeichnung „350“ bedeutet drei Zylinder mit einer Leistung von zunächst 50, später 56 PS. Durch die vom Fahrantrieb unabhängige Zapfwelle konnte der Traktor auch in der Forstwirtschaft sehr gut eingesetzt werden, zum Teil bis in unser Jahrhundert.

Artitec kann nicht nur Personen- und Lastwagen, sondern auch Traktoren. Die Details sind perfekt verkleinert, und die leichte Patinierung steigert den super Eindruck noch zusätzlich.

kr

Steckbrief

Artitec 387.584 Volvo BM350 Traktor. Aufbau weinrot. Resine-Fertigmodell. UVP 32,90 €.