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Spielwarenmesse 2024

News 1:87 Wiking Messeneuheiten

Raus in die Natur: Wiking goes off road

„It’s a long way to Wiking“ – frei nach dem Musikklassiker, der den langen Weg nach Tipperary beschreibt. Und es ist wirklich ein langer Weg vom Eingang Ost, an dem sich der Presseparkplatz befindet, bis zur Halle 12 zum Dauerstand von Siku. Dort ist ein Bereich für Wiking reserviert, und hier werden die Messeneuheiten, meist als Silberlinge, präsentiert. Es kommt einiges Neues aus Lüdenscheid, was das vorhandene Sortiment bestens ergänzt.

Der lange Weg hat einen Vorteil, aus Sicht der Wiking-Beschäftigten: „Wer es bis zu uns schafft, hat wirkliches Interesse“, lautet die einhellige Meinung – denn der Wiking-Stand ist am anderen Ende der Messe, ausgehend von Halle 7A, in welcher die ganzen Modellautohersteller vereint sind. Und das stimmt. Irgendwie ist der Wiking-Stand ein Treffpunkt der Fan-Boys. Egal, wann man dort ist: Man trifft immer mindestens einen, den man kennt, sei es persönlich oder als Netz-Bekanntschaft aus Foren. Und alle drücken sich die Nase platt an den Vitrinen mit den Silberlingen.

Wiking bringt den Land Rover 107 Series I (1954 bis 1957) als Pickup, eine geniale Idee. Das Modell war schon in fast fertigem Zustand in der Messevitrine zu bestaunen, mit und ohne Pritschenabdeckung. Das Fahrerhaus zeigt bereits viele Details und Bedruckungen. Apropos Fahrerhaus – die schräge Ausführung des Daches lässt vermuten, dass Wiking auch noch ein Hardtop für die Pritsche entwickeln wird. Die Schräge des Fahrerhauses rührt beim Vorbild daher, den Übergang zum Hardtop gefälliger zu gestalten.

Der Landy ist nicht der einzige Offroader. Springen wir über den Großen Teich und machen eine Zeitreise von rund 20 Jahren: Seit langem steht mal wieder ein US-Car Pate für ein Wiking-Modell, der Chevrolet K5 Blazer, ein nicht nur in den USA populäres Allradfahrzeug. Als der Dollar gegenüber der D-Mark kaum mehr etwas wert war, weil das Bretton-Woods-System außer Kraft war, und ein Dollar weniger als 2 DM kostete, waren US-Cars in Westdeutschland unglaublich billig. Das war in der Zeit 1977 bis 1980. Da kamen Chevy Blazer, Malibu, Caprice und Camaros und natürlich auch Cadillacs in Massen ins Land, verkauft über die Opel-Händlerorganisation. So mancher, der heute noch dem Offroad-Virus verfallen ist, startete mit einem Blazer, der damals gerade mal 25000 DM kostete. Freuen wir uns auf diese Neuheit, sicher mit viel Chromzierrat ausgestattet und in etlichen Zweifarbkombinationen denkbar.

Das Angebot an Kleintransportern der 50er-Jahre ist schon umfangreich und wird jetzt durch ein weiteres Modell erweitert. Das Vorbild stammt aus Bremen, der Lloyd LT 500 Leichttransporter. Neben dem „Leukoplastbomber“ entstand bei den Lloyd-Motorenwerken ab Mai 1950 der Kleintransporter LT 500, bescheiden und billig, ein Kind seiner Zeit.  Er war im Gegensatz zur Konkurrenz nicht als Frontlenker ausgelegt, und sah mit seiner knuffigen Haube, mit  den treuherzig blickenden Scheinwerfern und dem lächelnden Grill sehr freundlich, ja richtig lieb aus. Zunächst 400-cm³-Zweitakter mit 13 PS, im LT 600 ab 1955 dann 600-cm³-Viertakter mit 19 PS, analog zur Lloyd-Limousine und wie diese frontgetrieben. Es gab zwei Radstandvarianten, die Sperrholzkarosserie war zunächst mit Kunstleder bezogen und mauserte sich schrittweise zur Ganzstahlkarosserie. 1957 erhielt er 13- statt 15-Zoll-Räder und ein vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe. Der Lieferwagen blieb bis zum Borgward-Ende 1961 in Produktion, 24.668 Stück liefen vom Band. Wiking legt zur Premiere die Bus-Version auf, der Kastenwagen wird sicher in vielen Bedruckungsvarianten folgen.

Was wäre ein Wiking-Sortiment ohne VW Bulli? Mit dem VW T2b in der Version August 1972 bis Oktober 1979 setzen die Lüdenscheider Modellbauer eine lange Tradition von VW Bullis fort. Wiking zeichnet alle Unterschiede zum VW T2a nach, so die kantigen Stoßstangen, die nach oben versetzten vorderen Blinker und die vergrößerten Heckleuchten. Das Modell wird in drei Karosserieformen erscheinen, als Bus, Lieferwagen und Wohnmobil. Das Wohnmobil erhält drei unterschiedliche Westfalia-Dachaufbauten und eine vorbildgerechte Inneneinrichtung, klasse gemacht. Viele Farbvarianten sind hier vorprogrammiert.

Zur Freude nicht nur des Verfassers wird die kurze Fahrerkabine des Henschel HS 14/16 revitalisiert. Die alte Form, die zudem auf die rechteckigen Scheinwerfer der Baufahrzeuge umgebaut wurde, ist seit einiger Zeit defekt. Nun kommt das Fahrerhaus wieder, mit runden Scheinwerfern (Straßenversion), aber auch mit rechteckigen für die vielen möglichen Baufahrzeuge. Auch eine Sattelzugmaschine wird es geben, passende Auflieger sind bei Wiking genügend vorhanden. Ein spannendes Thema mit viel Potenzial.

Die dreiachsigen Lastwagen erhielten bisher zumeist die vom Mercedes LP 2223 bekannte Hochbordpritsche, mit unterschiedlichen Ladungen bestückt. Nun ist mit der Eintönigkeit Schluss, denn Wiking versieht die Dreiachser mit zwei neuen Aufbauten, einer Flachpritsche mit und ohne Rungen. Die passen auf Fahrgestelle von Mercedes, Magirus-Deutz, Hanomag-Henschel, Scania, MAN und Volvo. Schön wäre, wenn es noch passende Anhänger dazu geben würde.

Fazit: Ein schönes, abwechslungsreiches Neuheiten-Programm, das Wiking in diesem Jahr präsentiert. Was wir jedoch vermissen, ist wenigstens ein ganz normaler Personenwagen.

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